Lokalnachrichten aus München-Laim und Umgebung
Volksbegehren Mindestlohn - ein Selbstversuch

"Ich finde die Initiative eine gute Sache", meint Brandl, "denn wie soll jemand mit 4.99 ? in München wohnen und leben können, vielleicht auch noch Kinder großziehen? Da braucht man einen zweiten Job und geht dabei drauf! Das kann doch nicht dem Markt überlassen werden! Es regelt sich auch nicht selbst, wie manche Passanten meinen - oder nur auf eine unmenschliche Art. Und weil ich es nicht mehr hören kann, wenn gesagt wird, `da sollte man was tun´, beginne ich bei mir selbst und unterstütze das Begehren aktiv. Ich freu mich über jede Unterschrift, die der Sache weiterhilft." Am stärksten fand er, wie ein Mädchen um eine Liste bat, um selber im Bekanntenkreis zu sammeln. Brandl erzählt, daß die meisten nicht wissen, daß die Festsetzung eines Mindstlohns schon in der Bayerischen Verfassung erwähnt ist (Art. 169). "Aber warum gibt es ihn dann nicht?" ist oft die erstaunte Gegenfrage. Andere wundern sich, wie z.B. Österreicher, Franzosen oder Holländer: "Das haben wir längst, gibt's das in Deutschland nicht?"
Manchmal kommt es auch zu eigenartigen Reaktionen. "Geht mich nichts mehr an, bin Rentner" sagen einige Ältere und denken nicht dran, daß sie mit ihrer Unterschrift an Ort und Stelle anderen helfen können. Brandl zitiert eine junge Frau, von der er neulich hörte: "Von Volksbegehren halte ich gar nichts, ich bin Juristin!" Ihm ist dabei, sagt er, das Zitat über Juristen von Ludwig Thoma eingefallen.
Dank der Pappschilder braucht er sich stimmlich nicht anzustrengen, oft genügt es, den Leuten Kugelschreiber und Liste entgegenzuhalten, weil schon von weitem erkennbar ist, um was es geht. Ab und zu bekommt er auch ein Dankeschön, weil er sich dafür auf die Straße stellt. Und wenn er gefragt wird, ob es mit dem Begehren was werden wird, sagt er: "Wer kämpft, kann verlieren - wer nicht kämpft, hat schon verloren Aber wir werden es locker schaffen!" Er ist überzeugt, damit den Unterzeichnern zu einem Erfolgserlebnis zu verhelfen, denn später werden sie sagen können: "Da bin ich auch mit dabei gewesen, meine Unterschrift hat mitgeholfen."
(Text zum Foto: Werner Brandl für Mindestlohn an der Fürstenrieder-/ Agnes-Bernauer-Straße)
Eingetragen am 03.09.2008
» Alle Lokalnachrichten anzeigen