Lokalnachrichten aus München-Laim und Umgebung
Bonifacio oder Das Geheimnis der Faultiere

Das Musical "Bonifacio oder Das Geheimnis der Faultiere" ist die musikalische und tänzerische Umsetzung des gleichnamigen Buches von Florentine Joop. Das Musical ist ein integratives Projekt, in dem seit dem Frühjahr 2008 ca. 30 Tänzer, Sänger, Musiker und Jugendliche mit und ohne Down- Syndrom gemeinsam proben. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt dabei auf der mimischen und tänzerischen Umsetzung der Geschichte, die dem einzelnen Raum für Kreativität und Ausdrucksstärke gibt. In poetischer Weise und in assoziativen Bildern thematisiert die Geschichte den "Sinn des Lebens" und den Stellenwert von Muse und Nachdenklichkeit. Es geht um das Entdecken seiner eigenen Bedürfnisse und Interessen und die Notwendigkeit (und Schwierigkeit), diese auch gegen andere und deren Erwartungen durchzusetzen.
Dies spielt auch im übertragenen Sinne auf das tägliche Erleben unserer Jugendlichen mit Down-Syndrom an. Bewusst wird in der Inszenierung mit den Erwartungen (und Vorurteilen?) des Publikums gespielt.
Durch geschickte Szenenarbeit und die aufwendige Verkleidung aller Protagonisten ist es nicht offensichtlich, welche Jugendlichen ein Down-Syndrom haben und welche nicht. Vielmehr wird es im Laufe der Geschichte sogar nebensächlich werden, denn alle Akteure spielen und sind Individuen.
Im Oktober 2006 kam bereits das Projekt "Boléro" in der Zusammenarbeit des Down-Kind e.V. mit dem Münchner Kammerorchester (MKO), unterstützt von der Choreografin Vivien Baer, zur Aufführung. "Boléro" wurde im Rahmen der Jugendkonzerte des MKO zweimal im Prinzregententheater aufgeführt. Das Projekt wurde über fast den gesamten Probenzeitraum von knapp 1,5 Jahren vom Bayerischen Fernsehen filmisch begleitet und der Dokumentarfilmer Ralph Gladitz erhielt für seinen Film "Wenn Löwe und Elefant den Bolero tanzen" den Karl- Buchrucker Preis der Inneren Mission München verliehen
Das Musical "Bonifacio oder das Geheimnis der Faultiere" wird am Sonntag, 25. Oktober 2009, jeweils um 15.00 Uhr und um 17.30 Uhr im Carl-Orff-Saal im Gasteig aufgeführt.
Das Projekt wird unterstützt vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München und der Bayerischen Stiftung für Kriegsopfer und Menschen mit Behinderung. Von den hohen Gesamtkosten von über 20.000 ? werden ca. 20% vom Verein als Eigenmittel eingesetzt; der Erlös aus den verkauften Eintrittskarten dient zur Refinanzierung.
Wie schon im vergangenen Projekt hat die Flamencotänzerin und Choreografin Vivien Baer die künstlerische Gesamtleitung. Die Projektverantwortung tragen Nadja Rackwitz-Ziegler und Michaela Ash für Down-Kind e.V.. Die Band Neoschoen und der Percussionist Manuel Hansen komponieren die Musik, die live gespielt wird. Unter den etwa 30 Mitwirkenden mit und ohne Down-Syndrom gibt es auf der Bühne: Blues-singende Zebras, Hip-Hop tanzende Faultiere und Schmetterlinge, die Balladen vortragen. Wir sind froh, dass uns die Filmschauspielerin Cornelia Froboess als Erzählerin durch das Musical begleiten wird.
Down-Kind e.V. München
Bei 600 bis 700 Geburten wird ein Kind mit Down-Syndrom geboren; früher besser bekannt unter dem falschen Begriff "mongoloid". Der Ausdruck Down-Syndrom bezieht sich auf den englischen Arzt John Langdon Down, der 1866 erstmals Menschen mit einer Trisomie 21 beschrieb. Man spricht von einer Trisomie 21, da bei diesen Menschen das Chromosom 21 in jeder Körperzelle dreifach statt zweifach vorhanden ist. Das Down-Syndrom ist nicht nur deshalb einer der bekanntesten Behinderungen, weil es häufig ist, sondern auch, weil Menschen mit Down-Syndrom an bestimmten gemeinsamen Äußerlichkeiten und Beeinträchtigungen oftmals recht einfach zu erkennen sind. Doch diese Gemeinsamkeiten sind nicht allein prägend für sie. Jedes Kind mit einem Down-Syndrom entwickelt sich zu einer individuellen Persönlichkeit mit ganz eigenen Stärken und Schwächen. Sie sind nicht krank und sie leiden nicht unter ihrer Besonderheit. Vielmehr leiden sie darunter, dass ihnen durch Vorurteile eine Gleichbehandlung und Chancengleichheit verwehrt werden.Noch immer ist die Öffentlichkeit nur mangelhaft über den körperlichen und intellektuellen Entwicklungsverlauf von Menschen mit Down-Syndrom informiert. Und leider ist die (wohnortnahe) Integration von Menschen mit einem Down-Syndrom in allen Lebensbereichen so unzureichend, dass ihnen meist der Weg in ein selbstbestimmtes Leben versperrt ist. Deshalb haben sich weltweit Selbsthilfevereine gegründet, um auf die Bedürfnisse und Qualitäten von Menschen mit einem Down-Syndrom aufmerksam zu machen. So auch der 1992 gegründete Verein Down-Kind e.V. München, der mit über 180 Mitgliedsfamilien aus dem Raum Oberbayern, beraten, begleiten und bundesweit informieren will. Die Arbeit des Vereins ist rein ehrenamtlich und wird ausnahmslos durch die Mitgliedsbeiträge und Spenden finanziert. Das Projekt "Bonifacio" zeigt die für uns so wichtige Integrationsarbeit in wunderbarer und spielerischer Weise. Mit dem Musical können wir der Öffentlichkeit ein anderes als das gängige Bild von unseren Kindern und Jugendlichen präsentieren - nicht ein Bild von Krankheit, Leid und Behinderung, sondern ein Bild von Lebensfreude, Kreativität und Ausdrucksstärke.
Eingetragen am 02.10.2009
Quelle: Down-Kind e.V. München
» Alle Lokalnachrichten anzeigen