Lokalnachrichten aus München-Laim und Umgebung
Rainer Maria Schiessler - der Theologe, den Laim prägte
Am 19. Juni war Pfarrer Rainer Maria Schießler in Pfarrverband Laim "Zu den hl. Zwölf Aposteln" eingeladen und las anschließend aus seinem Buch.Auch ein Name kann ein Programm sein. Weil seine Mutter den Dichter Rainer Maria Rilke liebte, also seine literarischen Werke, und er auch einmal ein poetisch angehauchter Mensch werden sollte, hat sie ihn auf den Namen Rainer Maria taufen lassen. Er sagt über sich "Geboren bin ich 1960 und aufgewachsen in München-Laim, nicht gerade Münchens "In-Viertel. Dennoch hatte ich das große Glück, dort eine absolut unbeschwerte und wunderschöne Kinder- und Jugendzeit verleben zu dürfen. Sparsamkeit und Fleiß, ehrliche Zufriedenheit und Achtsamkeit im Umgang mit den Gütern des Lebens, Hochachtung vor dem Leben und dem der Anderen - so beschreibe ich gerne die Grundpfeiler meiner Erziehung. Da steckt alles drin! Ja, und so wurde aus dem Lausbuben erst ein Ministrant, dann ein Abiturient und Theologiestudent - und schließlich ein Münchner Stadtpfarrer."
Es war der Laimer Pfarrer Gruber, der ihn für den Glauben begeisterte, der ihn niemals los lies. Er macht ihn nach einen für ihn peinlichen Vorfall zum Ministranten und es beginnt eine lebenslange Freundschaft. Es gibt niemanden in München, der den Appell von Papst Franziskus "Geht an die Ränder" so verwirklicht wie er.
In dem Buch "Himmel Herrgott Sakrament" gibt er uns einen guten Einblick in sein Leben. Man spürt schon beim Lesen der ersten Zeilen, wie er für seinen christlichen Glauben brennt ohne auszubrennen. Dass Schießler die Menschen liebt, spürt man sofort.
Wie er wurde, was er ist, beschreibt dieses Buch. Schon im Vorwort merkt man, dass er - trotz Zweifeln - ein durch und durch gläubiger und optimistischer Mensch ist. Für ihn ist der Titel des Buches kein Fluch, sondern die Aneinanderreihung von dem was ihm Kirche bedeutet. "Ich bin ein so glücklicher Mensch, denn man hat mir Kirche als Himmel angeboten".
Das Buch ist in die Abschnitte Morgenläuten, Mittagsläuten, Abendläuten gegliedert. Im abschließenden Epilog dankt er allen, die ihm auf seinem Weg geholfen haben. Schon in den ersten Sätzen des Buches werden wir aber mit dem Schattenseiten unseres Daseins konfrontiert. Ein Familienvater ist gestorben. Es war einer, der außerhalb von München öfters zu seinen Predigten kam. Auch für die Menschen außerhalb der Stadt ist er eine Anlaufstelle für den Glauben geworden. Elmar Gruber war Schießlers großes Vorbild, der ihn immer Mut machte und an ihn glaubte.
Gruber veröffentlichte etliche Bücher zu Themen der praktischen Spiritualität. Wie ein Schwamm sog er alles auf, was Gruber gepredigt und geschrieben hatte. Berührend ist, wie er den frühen Tod seiner Mutter beschreibt. Man sieht schon hier, dass trotz seiner nach außen hin burschikosen Art eine empfindsame Seele in ihm wohnt, die bewirkt, dass er sich in seinen Nächsten hineindenken kann. Mit seinen Mitmenschen mitfühlen, ist ja eine wichtige Aufgabe für einen Seelsorger.
Seine ersten Vorbilder für sein Christsein waren seine Eltern, die Familie. Es gibt immer weniger Familien, in denen Christsein gelebt wird. So sucht er nach Wegen, die Menschen zu erreichen. In der Suche sind auch die Entwurzelten eingeschlossen, die er draußen in der U bahn sieht, wenn sie nach Pfandflaschen stochern.
Legendär sind seine Aftershow-Parties geworden, wo sich Jung und Alt ungeachtet der sozialen Stellung bei Festen eintreffen. Er bezeichnet es so: "Es gibt keine Obergrenze für gute Laune. Zweihundert bis dreihundert Menschen im fröhlichen Beisammensein, sich anregend unterhaltend, lachend und scherzend, um einen erfüllten Weihnachtsabend ausklingen zu lassen.
"Wenn ein Geistlicher mit dem Motorrad zu Hochzeitsfeiern oder Beerdigungen fährt, durch ein ausgeklügeltes System immer erreichbar ist, auf den Oktoberfest kellnert und seinem Verdienst dort einem guten Zweck zur Verfügung stellt, erregt er Aufsehen und Neugier. Er kann sehr gut verdeutlichen, dass dies nicht mit Effekthascherei zu tun hat, sondern tief der Überzeugung entspricht, dass wir uns ändern müssen, um uns treu zu sein.
Alle wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass für viele der christliche Glauben auch als soziales Zentrum wichtig ist. Dies ist Pfarrer Schießler in seiner Gemeinde St. Maximilian im Glockenbachviertel sehr gut gelungen.
Eckhard Krause
Rainer M. Schießler "Himmel, Hergott, Sakrament"
Kösel Verlag München 2016
ISBN 9783466371471
Preis: € 19,99
Eckhard Krause ist Laimer Diplom-Bibliothekar im Ruhestand und Laimer Bücherwurm. Geboren in Sachsen und aufgewachsen in Ostfriesland kam er in Zeiten des kalten Krieges nach Westdeutschland und lebt nunmehr seit über 40 Jahren in Laim. Aufmerksam beobachtet er Entwicklungen und Strömungen in Gesellschaft und Literatur.
Eingetragen am 29.06.2016
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