Lokalnachrichten aus München-Laim und Umgebung
Kleine Orgel mit Charakter

"An das asthmatische Geräusch des Blasebalgs kann ich mich noch gut erinnern," sagt eine Zeitzeugin, die in den Jahren nach 1945 regelmäßig mit Ihren Eltern die Sonntagsgottesdienste in der Anastasia-Kapelle im Waldfriedhof besucht hat. Wenn man jetzt an dem Seil zieht, mit dem besagter Winderzeuger aktiviert wird, tut sich rein gar nichts. Und das ist vermutlich nicht der einzige Defekt, der die kleine Orgel daran hindert, Töne zu erzeugen.
Andreas Wittmann ist gelernter Orgelbauer. Vor 2 Jahren entdeckte er die Pfeifen über der Sakristeitür und ließ sich den Rest der funktionsunfähigen Anlage mit rund 300 Orgelpfeifen zeigen. Man weiß nicht, wann die Orgel "verstummt" ist. Es gibt nur Indizien. Das "Dienstbuch" endet im Jahre 1962, ein Zeitzeuge bekräftigt, dass die Kapelle samt Orgel bis mindestens 1974 regelmäßig genutzt worden sei. So oder so: Das ist lange her und der Zahn der Zeit sowie der Zahn mancher Kleintiere hat heftig daran genagt. Trotzdem will der junge Orgelbauer die Wiederbelebung in Angriff nehmen. Ausbau und Reinigung, Reparatur bzw. Ersetzen kaputter Teile und Wiedereinbau, das nimmt viel Zeit in Anspruch. Jede Menge Arbeitsstunden, die von allen Helfern unentgeltlich geleistet werden. Wenn alles wie geplant funktioniert, sollte die Orgel im Anschluss mit vergleichsweise geringem Aufwand gewartet werden können, meint Andreas Wittmann.
Die Materialkosten für dieses Unterfangen halten sich mit einem niedrigen vierstelligen Betrag im überschaubaren Rahmen. Zur Deckung der Summe hat Klaus Eckardt, Gospelchor-Leiter in St. Hedwig, die Veranstaltungsreihe "Musik+Worte" ins Leben gerufen und zahlreiche (Kirchen-) Musiker/innen zum Mitwirken eingeladen. In loser Folge werden in der Kapelle Musikdarbietungen aus den unterschiedlichsten Epochen und Genres stattfinden. Der Eintritt ist frei, Spenden kommen der Orgelinstandsetzung zu Gute.
Am Sonntag, den 28. Juli um 17 Uhr erwartet die Zuhörer eine Autorenlesung mit Musik zum Thema Leben und Tod: Robert Stevenson, Bassbariton, singt die Spirituals "Deep River", "Amazing Grace" und "Steal Away" und spielt auf der Querflöte. Begleitet wird er von Maggie Pemberton an der Gitarre, die dazwischen Gedichte aus ihren Lyriksammlungen "Der Kristallgarten" und "Veduten" liest.
Am Sonntag, den 4. August um 17 Uhr kommt die Veeh-Harfen-Gruppe "Silber-Seiten" unter der Leitung von Edgar Lamberty. Die Veeh-Harfe, entwickelt und erbaut von Hermann Veeh, ist ein „Inklusions“-Musikinstrument. Es ermöglicht allen Menschen, die Freude an Musik haben, mit diesem Instrument zu musizieren, egal ob mit oder ohne Behinderung, ob jung oder alt. Notenkenntnisse im herkömmlichen Sinn sind dabei nicht erforderlich. Die Melodie wird gespielt nach einer Schablone, die unter die Saiten gelegt wird. Beeindruckend dabei ist der "silberhelle" Klang der Veeh-Harfe, daher auch der Name der Gruppe.
Weitere Veranstaltungen finden Sie unter www.sankt-hedwig.de/anastasia.
Foto: Orgelbauer Andreas Wittmann und Organisator Klaus Eckardt beim Ausbau der Orgelpfeifen
Eingetragen am 17.07.2019
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